Page 21 - Kerbheft 2024
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 Sein Wissen und sein Lachen werden fehlen
Roland Dotzert ist im Alter von 77 Jahren verstorben
„Lieber Roland! Es will mir partout immer noch nicht in den Kopf (und ich weiß, dass es vielen anderen in unserer schö- nen Heimatstadt ähnlich geht), dass ich von dir Abschied nehmen muss, zumindest nicht auf diese endgültige Weise. Es wird leerer sein ohne dich, mein Freund – du wirst an vielen Ecken und Enden fehlen und deshalb fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden.
Du hast dich, entgegen deinem Naturell, still und leise von uns verabschiedet. Ohne große Vorankündigung.
Einfach so!
Und du hast das keineswegs nach deinem Leitsatz
getan, der da lautete: „Lieber viele zum Lachen bringen, als einen zum Weinen!“.
Und auch deshalb waren viele bei deinem Abschied zugegen, lieber Roland, mit denen du das Zusam- men- und Fröhlichsein gelebt hast. Alle, die du mochtest und vor allem die, die dich mochten. Wegen deines Auftretens, wegen deiner Art,
Dinge anzupacken und wegen deines Einsatzes für das Allgemeinwohl – besonders im kulturellen Bereich. Aber, mein Lieber, du hast uns jetzt
– und völlig unvorbereitet, dazu
gebracht, zu weinen.
Deinen erfolgreichen Werdegang bei
der Stadtverwaltung muss ich nicht
nachvollziehen, das haben deine Ex-Kolleginnen und -Kolle- gen und die in deiner Zeit zuständigen Dezernenten und vor allem die Oberhäupter schon posthum getan.
Du hast nur immer gerne von dir gegeben, dass du in deiner Dienstzeit fünf Oberbürgermeister „unter dir hattest!“. Das klang zwar durchaus vermessen und ironisch, aber ein Stück Wahrheit steckte schon darin, denn auf dein profundes Wis- sen konnte keiner deiner Vorgesetzten verzichten.
Schon garnicht darauf verzichten konnten solche Schreiber- linge wie ich, die Wert auf Korrektheit in ihren schriftlichen Veröffentlichungen legten. Viele Geschichten und viel Ge- schichte über unsere Stadt hast du mir geliefert und oft haben wir uns ausgetauscht über die Schreibung unserer Mundart. Und nicht immer waren wir uns einig, wenn die
nasalen Laute, die unserem Dialekt eigen sind, geschrieben werden mussten.
Das gemeinsam geplante Buch – das viel Wissenswertes über unseren Stadtteil Bessungen enthalten sollte – haben wir leider nicht mehr zusammen in Druck geben können, aber ich bemühe mich weiter bis zur Vollendung und in Erinnerung an dich.
Du selbst hast damit kokettiert, dass das Wort „Arbeit“ im Zusammenhang mit der Bezeichnung Beamter nicht so
recht passt.
Und von dir soll auch das geflügelte Wort stammen –
es kann auch von Friedrich dem II. gewesen sein – aber zumindest hast du es des Öfteren gebraucht: „Der Rock des Beamten ist zwar eng, aber er hält
warm“.
Aber du hast diesen Rock geweitet mit deinem
Engagement für die Stadt und die Menschen, die darin leben.
Und was wird bleiben? Von dir wird auf jeden Fall ein Gesamteindruck über all die Jahre bleiben – und den teile ich sicher – ohne
vermessen zu sein – mit der großen Schar Trauender, die Abschied von dir genommen haben:
Du warst ein ehrlicher, anständiger Kerl! Einer mit Ecken, Kanten und Rundungen
und Höhen und Tiefen, halt eben einer von uns.
Du warst einer, mit dem man, wie so schön kolportiert wird, eine gescheite Furche ziehen konnte. Mach’s gut, mein Lie- wer! Ich werde dich nicht vergessen – und auch nicht deinen immer gleichen Spruch, wenn wir uns begegneten. Dann sag- test du nämlich zu mir: ,Es hädd’ so en scheene Daach wer’n kenne!’. Und glaube mir, als ich die Nachricht von deinem Tod hörte, war es für mich gewiss kein schöner Tag!“
Liebe Ute, liebe Kinder, liebe Trauernde. Weint nicht, weil das Leben von Roland verblüht ist, sondern lacht, weil es mit eurem/unserem Lieben zwar manchmal anstrengend, aber meistens schön war. Er hat gelebt und er war allezeit leben- dig – und ich denke, er wird weiterleben!
Herzliches Beileid – auch im Namen der BBL. Charly
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