Page 77 - Kerbeheft der Bessunger Kerb 2011
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Aus dem Fundus
Das Folgende hat Fredi Seip entdeckt und der Redaktion überlassen:
Im Sommer des Jahres 1897 las man an der oberen Mauer des Orangeriegartens in der Klappacher Straße folgende mysteriöse In- schrift:
A. M. Vergan Gen Ensonnt Agwar Enwi. Raufd Emherr Gotts Bergauf. Derwa L. D. Par Tievom bes Sun Gerbür Gervere Inwobe. Ime Inma N. N. Sovoll. Wardass ErimGrab Enli. Egen Geb Lieben Istundni. C. H. T. Wie Dera. Ufkonn Tedi. Esesz U. R. E. R. Inn. Erungeli Sabeth.
Die Auflösung der geheinmisvollen Inschrift
ins Schriftdeutsche lautet: „Am vergangenen Sonntag waren wir auf dem Herrgottsberg auf der Waldpartie vom Bessunger Bürgerverein, wobei mein Mann so voll war, dass er im Gra- ben liegengeblieben ist und nicht wieder auf- konnte. Dieses zur Erinnerung Elisabeth.“
Ob diese Worte von der treuen Gattin selbst oder von guten Freunden an die Mauer ge- schrieben wurde, ist unbekannt. Eines steht fest, es muss bei der Waldpartie schön gewesen sein.
... und zwei Anekdoten aus Georg Wiesenthals „Gesammelten Werken“:
Im Orangeriegarten waltete früher Heinrich Simon mit dem Spitznamen „Herschkobb“ als großherzoglicher Gartenaufseher seines Amtes.
Eine Haupteigenschaft Simons war seine Emp- fänglichkeit für Trinkgelder. Sie ging so weit, daß er seine Mitmenschen nach ihrer offenen Hand einzuschätzen pflegte. Bot ihm jemand
Wilhelm, ein wohlbeleibter Wagnermeister aus Bessungen, hatte eines Tages auf der Stadt- kasse etwas zu besorgen. Als er weggehen wollte, bat ihn seine Frau, ein zierliches Persön- chen, ihr bei der Marie Weber in der Ludwig- straße ein Korsett Größe 44 mitzubringen. Wilhelm betrat in seiner ganzen Körperfülle
eine Zigarre an, so meinte er: „Der scheind e ganz aaschdenniger Kerl zu sei.“ Erhielt er gar gleich eine Handvoll Zigarren, so war der Spender für ihn „werklich en aaschdenniger Kerl“. Spendierte ihm aber jemand eine Flasche Wein oder Schnaps, so sprach Simon von ihm: „E feiner Mann, der Mann hot Bildung, der Mann waaß, wos sich geheerd.“
den Laden, „e Korsett 44“, verlangte er in barschem Ton. Staunend maß ihn die Verkäu- ferin, die sich fragte, was der dicke Mann mit solch einer kleinen Nummer anfangen wolle. Wilhelm erriet ihre Zweifel und klärte sie auf: „Es is for mei’ Fraa, des is genau so e derr Gaas wie Sie.“
Wir bedanken uns ganz herzlich ...
... bei den Inserenten dieser Festschrift, die wir auch bei unserem Einkauf berücksichtigen wollen.
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