Preis für nachbarschaftlichen Einsatz auf der Ludwigshöhe
(Foto: Guido Schiek)
Vor ein paar Tagen waren sie wieder oben, mit Heckenscheren, Harken, Schubkarren, Charly Landzettel nahm die Motorsäge in seine bewährten Hände. Dann räumten sie auf, was der jüngste Sturm auf der Ludwigshöhe angerichtet hatte. Beseitigten herabgestürzte Äste, räumten Geraffel aus dem Weg. Den Aussichtspunkt auf Darmstadts Hausberg betrachten die Leute von der Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe (BBL) schließlich als ihre gute Stube. Die halten sie seit mehr als 40 Jahren in Ordnung, für sich und alle anderen naturbegeisterten Darmstädter. Das feiern sie jetzt auf doppelte Weise.
Zum einen laden sie um 1. Mai auf den Berg, um ihr jährliches Turmfest zu feiern. Diesmal mit funktionierendem Turm – Landzettel, Vorsitzender des 450 Mitglieder starken Vereins, lächelt leicht süffisant, wenn er davon erzählt. Denn es ist ein paar Jahre her, dass die Festgäste oben auf der Ludwigshöhe die Stufen zu dem historischen Bauwerk hochsteigen konnten, um dort die Aussicht auf Stadt, Umland und Taunus genießen zu können.
Einsturzgefahr in luftiger Höhe
Es begab sich zu Zeiten der Baustadträtin Zuschke, dass die Begrenzungsmauer an der Aussichtplattform des Gelände zu bröckeln begann; das ist ein paar Regierungszeiten her. Absturzgefahr; die Mauer musste restauriert werden, denkmalgerecht. Und der ebenfalls marode Turm nebendran gleich mit, für 1,65 Millionen Euro. Das zog sich. Derweil waren Teile des Geländes samt Turm gesperrt.
(Foto: Sascha Kopp)
Fünf Jahre lang stand der Ziegelstein-Turm, Wahrzeichen der Anhöhe, eingerüstet. Jahr um Jahr wurde die Wiedereröffnung verschoben, musste der BBL-Vorstand die Besucherscharen vertrösten und irgendwie drumherum feiern. Vor ein paar Tagen erst zogen die letzten Bauarbeiter ab. Die amtliche Wiedereröffnung mit Magistrat und Oberbürgermeister lässt zwar weiter auf sich warten. Aber die pragmatischen BBL-Leute sind längst auf dem Areal wieder zugange, waren es auch die Sperrzeit hindurch. Die Spuren ihres Engagements sind nun für alle sichtbar.
Bürger spendeten für Bänke, Bienen, Boulebahn
Für die Ausflügler hat der Verein mehr als 60 Sitzgarnituren aufstellen lassen, Platz für weitere ist da, Geld auch, sagt Landzettel. „Die Leute spenden gern und lassen sich dann auf einem Schildchen verewigen.“ Ein Wildbienen-Lehrpfad ist angelegt. Eine Boulebahn. Ein neu befestigter Platz vor der Klause, die sich vom Kiosk zu einer ordentlichen Wirtschaft ausgewachsen hat. Bäume sind drumrum gepflanzt und gut angegangen, ein „Kreativ-Spielplatz“ für die jüngsten Ludwigshöh-Besucher angelegt. Die Kommune, der das Gelände zum Großteil gehört, kostet all das keinen Cent.
(Foto: Guido Schiek)
Anerkennung gibt’s jetzt von der Sparkasse, die neben der Volksbank und der Brauerei-Familie Koehler zu den verlässlichen Unterstützerinnen gehört. Die BBL gehört 2024 erneut zu den Preisträgern des Ludwig-Metzger-Preises, 10.000 Euro darf der Verein für sein Engagement erwarten. Klar, auch das fließt als Spende in das nächste Großprojekt.
Turmfest
Am Mittwoch, 1. Mai, lädt die BBL ab 11 Uhr zum Turmfest auf die Ludwigshöhe ein. Neben Speisen und Getränken macht der Kinderzirkus „Hallöchen“ Programm. Erstmals seit vielen Jahren ist auch der frisch sanierte Ludwigshöh-Turm wieder besuchbar. Jeweils zehn Personen dürfen nach Anmeldung hinauf. Neben dem Turmfest organisiert die BBL auch die Bessunger Kerb und den Flohmarkt am Brunnebittfest. Die Anmeldung für die Flohmarktstände läuft, Website: www.bessungen-ludwigshoehe.de/
(Foto: Sascha Lotz/VRM Bild)
Denn Bessungen wächst und wächst. Nach der Lincoln-Siedlung ist das Ludwigshöh-Viertel im Bau. Einige tausend Menschen mehr leben dann im Stadtteil als in den Siebzigern, als die Bürgerschaft begann, sich um die Ludwigshöhe zu kümmern. Schöne Folge: Der Andrang rings um die Klause nimmt zu. Die Schlangen für Kaffee, Blechkuchen, Brotzeiten sind wochenends lang, das Gedränge für die Klausenpächter arg. Daher will man das Holzhaus ein Stück erweitern, vielleicht um 20 Quadratmeter, für Küche und Ausschank soll‘s mehr Platz geben. Das kostet wieder eine Kleinigkeit.
Klause soll im Herbst erweitert werden
Der Vorsitzende schätzt: „So um die 50.000 Euro werden da aufgerufen.“ Die Sammlung läuft. Das Sparkassen-Preisgeld kommt in den Topf, ebenso die Einnahmen aus dem Honigverkauf – 200 Kilo Ludwigshöh-Honig haben die Imker zuletzt geschleudert und eingedost. Dass auch der Rest an Geld reinkommt, daran hat der Vorstand keinen Zweifel.
Landzettel stimmt sich schon mit den städtischen Ämtern ab. Ein Entwurf liegt auch vor. „Im Herbst kann’s losgehen“ – damit’s im nächsten Jahr wieder schön was zu feiern gibt.
(Thomas Wolff)