… ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr
(Foto: Markus Rose)
MIT EINBRUCH DER DUNKELHEIT versammeln sich alljährlich die Kleinsten und Kleinen bei der Waldweihnacht rund um den Ludwigsturm auf dem Bessunger Hausberg. Denn sie wissen sehr genau, wer da gleich aus dem Wald vorbeikommt. Und kaum war er vor Ort, der Nikolaus, wurde er auch schon umringt von mehreren hundert Kindern. Ein lautes „Jaaaa“ aus den vielen Kinderkehlen verkündete dem Mann in Rot, dass er nur brave Kiddies vor sich hatte und somit sein schokoladenes Abbild an alle verteilen konnte. Aber auch sonst war einiges angesagt bei der 4. Waldweihnacht auf der Ludwigshöhe. Der weihnachtliche Duft von Glühwein waberte den ganzen Tag über rund um den Turm. Das trockenkalte sonnige Winterwetter lockte viele Hundert Besucher auf den weihnachtlich illuminierten Platz auf dem höchsten Fleck des Stadtgebiets. Der Kinderchor der Bessunger Schule trug ebenso zur festlichen Untermalung bei wie eine Solosängerin aus der Wilhelm-Leuschner-Schule, der Posaunenchor der Liebfrauenkirche und drei Alphornbläser aus Biebesheim. „Hier ist ja ein Leben wie am 1. Mai“, hörte man einige Stimmen. Recht hatten sie. Rund um den Turm boten verschiedene Stände Handgefertigtes für unter den Weihnachtsbaum und Deftiges sowie Leckeres für das eigene Wohlbefinden feil. Nachdem der Nikolaus sein Naschwerk verteilt hatte, bewegte sich ein langgezogener Fackellauf den Berg hinab auf den Nachhauseweg. Ein wahrhaft „glänzender“ Abschluss eines gelungenen Tages der Vorfreude. Auch im kommenden Jahr wird die Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe am dritten Adventssonntag diese Veranstaltung erneut durchführen. Also, schon mal vormerken.
Bilder von der 4. Waldweihnacht auf der Ludwigshöhe finden Sie in unserer Chronik.
Jubiläums-Dankeschön-Party
(Foto: Ralf Hellriegel)
DAS JUBILÄUMSJAHR „125 Jahre Bessungen – Darmstadt“ neigt sich allmählich seinem Ende zu. In den vergangenen Monaten erinnerte die Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe (BBL) mit zahlreichen Feierlichkeiten und Veranstaltungen an den Zusammenschluss Bessungens an Darmstadt am 1. April 1888. Dass ein solches Mammut-Festprogramm zahlreiche Helferinnen und Helfer sowie Sponsoren und Unterstützer dringend braucht, versteht sich von selbst.
Und genau diese vielen Wohlgesonnenen hatte die BBL am vergangenen Sonntag (20. Oktober) als anerkennendes Dankeschön in die Comedy Hall eingeladen. BBL-Vorsitzender Charly Landzettel sparte in seiner Begrüßung dann auch nicht an berechtigtem Lob für die Anwesenden. Angefangen bei der Stadt Darmstadt, der Sparkasse und der Volksbank Darmstadt sowie der Darmstädter Privatbrauerei über die vielen Bessunger Geschäfte bis hin zu den tatkräftig anpackenden Vereinsmitgliedern und Nahestehenden der Bürgeraktion.
Nach der Begrüßung hatte das Kikeriki-Theater die ungeteilte Aufmerksamkeit. Besser gesagt: Der Kasper führte witzig, schlagfertig und zuweilen auch derb durch den weiteren Abend mit der Burleske „Nosferatu – Ironie des Grauens“. Die Puppenspieler/in Jeanette Dintelmann, Felix Hotz und Florian Harz entführten die Gäste gekonnt in die Zauberwelt des Erwachsenen-Puppenspiels. Mit Applaus und Lachtränen in den Augen verfolgte man amüsiert die skurrile Reise des „Kaspersche“ nach Transsilvanien zu Nosferatu, der ganz und gar nicht schreckgespenstigen Sagenfigur mit den Hasenzähnen. Am Ende der Veranstaltung lobte Theaterchef Roland Hotz den Kopf und Gestalter des Jubiläumsjahres, Charly Landzettel. Die großen Verdienste des seit Jahrzehnten in und für Bessungen Tätigen bezeichnete Hotz als einen ausgesprochenen Glücksfall für den Stadtteil. Mit lockeren Gesprächen und zwei Geburtstagsständchen für die „Ludwigsklausen-Wirtin“ Monika Wembacher und für den „Dorfpolizisten“ Reiner Leichtlein endete ein kurzweiliger Abend in Bessungens „Kulturtempel“.
Bilder von der Jubiläums-Dankeschön-Party finden Sie in unserer Chronik.
Ein Rundgang durch Bessungen
zu den ehemaligen Gaststätten
(Foto: Horst Uhrhan)
KNEIPENTOUR. Die Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe (BBL) hatte am 6. Oktober zu einem Rundgang durch Bessungen eingeladen mit dem besonderen Schwerpunkt der Kneipenszene dieses Stadtteils im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Es sollten die historischen Rahmenbedingungen aus dieser Zeit in Erinnerung gerufen werden. 1885, also drei Jahre vor dem Zusammenschluss mit Darmstadt, gab es in Bessungen 31 Gastwirtschaften. Dies ist beachtlich angesichts einer Einwohnerzahl von rund 8.000. Es ist interessant, diesen Gaststätten nachzuspüren, denn keine existiert heute noch. Roland Dotzert führte rund 50 historisch Interessierte zu den früheren Kneipenstandorten, berichtete über deren Inhaber und schrullige Besonderheiten.
Dabei wurde erläutert, warum in Bessungen, anders als beispielsweise in Arheilgen oder Eberstadt, deutlich mehr Wein konsumiert wurde als Bier. Danach besuchte man die beiden einzigen Geschäfte, die damals schon bestanden, nämlich die Bessunger Apotheke an der Orangerie und die Druckerei Bender. Weitere stadtteilhistorische Aspekte wurden angesprochen. So steht in Bessungen die erste Verkehrsampel Darmstadts an der Kreuzung Bessunger Straße/Heidelberger Straße, der „Datterich“ wurde erstmals in Bessungen aufgeführt, usw.
Die gut 2-stündige Führung begann an der Georg-Büchner-Schule, damals Schießhausrestauration und schloss in der Bessunger Knabenschule, wo das Deutsche Rote Kreuz, Ortsverein Arheilgen, den Teilnehmern einen deftigen Eintopf servierte und die Darmstädter Privatbrauerei für die Getränke sorgte. Wer an diesem Rundgang nicht teilnehmen konnte, aber am Thema interessiert ist, kann sich in den einschlägigen Bessunger Geschäften die kostenlos erhältliche Broschüre besorgen.
„Erbarmen, zu spät, die Lappings komme!“
Wenn die Bessunger ihre Kerb feiern, ist einiges los: Da gibt es die längste kurzweilige Kerbrede, den längsten kurzweiligen Kerbumzug und die kürzesten vier langweiligen Nächte zum Ausschlafen
BESSUNGEN (ds/rh). Dass Charly Landzettel, Bessunger Urgestein, und Kikeriki-Theaterchef Roland Hotz zu Beginn des Bessunger Kerweballs ihren Auftritt haben, ist Tradition. Mal als Landgraf, mal als Cousin aus dem Erzgebirge, in diesem Jahr als Malermeister in grauen Kitteln – wenn sie im Darmstädter Dialekt miteinander und mit ihrem Publikum schwätzen, wie ihnen das Maul gewachsen ist, dann steigt die Stimmung im Saal sofort. Allerdings muss am 14. September in der Orangerie so manch einer seinen Kopf einziehen, denn die beiden befördern ziemlich ungeschickt eine Leiter über die Tische hinweg. Fast 400 Gäste sind gekommen, um sich von dem bunten Bühnenprogramm unterhalten zu lassen. „Wir haben ja 125.000 Jahre Jubiläum, da wollten so viele Leute dabei sein“, deshalb sei man ausnahmsweise nicht, wie sonst üblich, in der Comedy Hall, sondern in der größeren Orangerie, so Hotz.
So ganz stimmt die Zeitangabe zwar nicht, denn tatsächlich ist es 125 Jahre her, seit Bessungen zu Darmstadt gehört, aber auf dem Kerweball nimmt man eben nicht alles immer so genau. Da wird auch schon mal die Geschichte neu geschrieben. So hätten die Bessunger damals die Darmstädter Aborigines eingemeindet, doziert Charly später am Abend.
Nicht nur die Geschichte, sondern auch so manches Lied wird auf den Bessunger Bühnen neu interpretiert. Show-„Girl“ Aurora DeMeehl macht kurzerhand aus Elvis Presleys Song „In the Ghetto“ ein Weihnachtslied. „Wenn der Schnee fällt“, singt sie passend zur angeblich bereits bestehenden Vorweihnachtszeit, „und ein kleines Weihnachtslied durch die Straßen zieht, ist Heiligabend.“ Dabei begleitet sie nicht nur, wie üblich, ihr Gemahl Herr Schmidt auf dem Klavier, sondern auch das Publikum als Backgroundchor.
Vom schnellsten Aufstieg aller Zeiten, Watzevertlerdollen und Nasenbohrern
Wer lange redet, redet nicht zwangsweise auch lange drum herum. Kerbevadder Ralf Hellriegel bringt vielmehr in seiner mehr als einstündigen Kerberede die Dinge auf den Punkt. Dabei tritt er zunächst als Arzt auf, der, mit einem „Horchoskop“ bewaffnet und einem Neurologenspiegel auf dem Kopf, im Namen der Organisation „Neugierige suchen Anschluss, kurz: NSA“ die verehrten Anwesenden gründlich auf Herz und Nieren „abhören“ möchte. Die Pläne, die Böllenfalltor-Arena umzubauen sieht er ob der hohen Kosten skeptisch. In Zeiten chronisch leerer Kassen solle der Magistrat aufpassen, nicht wie Offenbach auf das falsche Pferd zu setzen. Wenn auch die Pleite des OFC allerdings den Lilien den schnellsten Aufstieg aller Zeiten beschert habe.
Zwischendurch gibt Hellriegel Witze zum Besten, rappt und funktioniert kurzerhand die Hessenhymne der Rodgau Monotones um in „Erbarmen, zu spät, die Lappings komme!“. Durch diesen Song erfährt man dann auch, warum „die Lappings eigentlisch bloß Lapping haaße?“. Weil „große scheene Hase“ halt nun mal Lapping haaße!
Auch den missglückten Versuch, nachträglich einen Radweg entlang der B 426 zu bauen lässt der „Kirchweihvater“ nicht unkommentiert: „Wer andern in der Nase bohrt, der bohrt zumeist am falschen Ort.“ Und selbstverständlich bekommen die „Watzevertlerdolle“ auch ihr Fett weg. Dass deren Kerbevadder seine Rede nicht selbst gehalten hat, das ist für einen Meister der Kerweredd, wie Hellriegel, schlichtweg unbegreiflich. So etwas haben die Bessunger bisher noch nicht erlebt. Denn schon bevor Hellriegel Kerbevadder wurde, war die Kerberede bei Charly und später bei Roland Hotz immer in besten Händen. Deshalb belohnt das Publikum die Entscheidung des Kerbevadders, gemeinsam mit seinen beiden Adjutanten Caro und Dennis, weitere zwei Jahre weiterzumachen, mit Standing Ovations.
Schann Scheid und die sieben Weltmeere
Nach der Pause gibt es dann eine musikalische Darbietung des Odenwälder Shanty Chors, der alte Seefahrerlieder zum Besten gibt. Bis Fränkisch-Crumbach habe sich rund 340 Jahre nach der Entdeckung Amerikas die Nachricht von dem neuen Kontinent herumgesprochen. So dass Schann Scheid sich aufmachte, die sieben Weltmeere zu bereisen.
Ein Pfarrer, der Regen macht
„Liebe Schäflein und Schoofe“, begrüßt schließlich Charly im Pfarrertonfall und -outfit seine Gemeinde und lässt es sich nicht nehmen, ob des für die Bessunger Kerb ganz und gar ungewöhnlichen schlechten Wetters einen kleinen Seitenhieb auf den neuen „Pfarrer und Regenmacher“ Stefan Hucke zu setzen: Solche dunklen Wolkengebilde habe es bei Raddatz nie gegeben, sagt er und fährt dann in seiner Predigt „Alles hat seine Zeit“ fort. Einen Schoppen zu trinken, habe seine Zeit, sinniert er, und seine Muttersprache zu verlieren, habe seine Zeit. Und dann kommt er auf die oben bereits erwähnten Darmstädter Aborigines zu sprechen. Weltscheu seien sie und hätten Angst vor Gen-Tomaten und dem Ozonloch. „Hätten die vor 500.000 Jahren schon etwas zu sagen gehabt, dann wäre die Sache mit dem Feuer niemals genehmigt worden.“
Bessungen ist ein ganz besonderer Stadtteil mit einer ganz besonderen Kerb und einem ganz besonderen Kerbball. Man könnte es auch mit der Hessenhymne sagen: Lappinghausens David Bowies heißen Charly, Roland und Ralf – so viel steht fest. Einer aber fehlte leider in diesem Jahr auf der Bühne: Sonst kam er immer im Lappingkostüm, der „klaane Uffgestumpte“ Harald Böhm, der in diesem Jahr verstorben ist.
Eigentlich Watzekerbwetter
„Dess is eischendlich Watzekerbwedder“ konnte man hin und wieder hören bei den „vier höchsten Bessunger Feiertagen“, wie Kerwevadder Ralf Hellriegel bei der Kerb-Eröffnung am 13. September konstatierte. Ein Tor, der Böses dabei denkt. Die Zeiten, in denen es während der Martinskerb „nur einmal“ regnete, gehören der Vergangenheit an. Und die sonst so sonnenverwöhnte Bessunger Kerb machte in diesem Jahr kleine Abstriche. „Am Allerwichtigsten ist, dass es am Sonntag beim Umzug nicht regnet“, wünschte sich nicht nur Zugmarschall Horst Uhrhan. Er sollte Recht behalten. Ein riesiger bunter Lindwurm mit weit über 100 Motivwagen schlängelte sich bei bestem Altweibersommerwetter durch Bessungens Straßen. Es mag daran gelegen haben, dass es „ganz oben“ auf Gefallen stieß, wie das Pfarrerduo Andrea Bauer mit gereimter Kerbpredigt und Stefan Hucke sowie der Chor 2000 und die Bessunger Kantorei unter der Leitung von Joachim Enders den Kerbgottesdienst gestaltet hatten.
Ein bunter Lindwurm mit über 100 Zugnummern
Angeführt von einem historischen Teil mit Ochsengespann, Marketenderinnen und Landgrafen, sowie den drei Bessunger Kerwevätern der letzten 41 Jahre, Charly Landzettel, Roland Wilhelm Schambach Hotz und Ralf Hellriegel mitsamt ihren Adjutanten und Oberbürgermeister Jochen Partsch zusammen auf einem Wagen, ging es knapp drei Stunden lang vorbei an hunderten von Menschen zum Bessunger Leuchtturm.
Nachdem Willy Lotz mit seiner Kutsche den Kerbkranz überbracht und dieser dann gehisst, die Begrüßung des Vorsitzenden gesprochen, die Kerberöffnung des Kerwevadders erledigt, und der Bieranstich – souverän gehandelt von OB Jochen Partsch – durchgeführt ist, nimmt ein prall gefülltes viertägiges Kerbprogramm seinen Lauf.
Kerb – ganz unter uns
„Kerb – ganz unter uns“ macht den Anfang. Moderator Charly Landzettel führt durch den beliebten Abend mit abwechslungsreichem Programm im Gemeindehaus der Petrusgemeinde. Die Jüngeren und Junggebliebenen tanzen währenddessen im Jagdhofkeller bei der Disco-Kerbparty „Kerbwerk“, musikalisch abgemischt von Thomas Geiger.
Nach einer kurzen Nachtruhe treffen sich die Kerborganisatoren der Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe frühmorgens zum Aufräumen im Gemeindesaal und anschließend zum traditionellen Frühschoppen bei Silke Krug und ihrer Mannschaft in der Worschtküsch der Metzgerei, während knapp einen Kilometer östlich zum 15. Mal der Bessunger Mercklauf gestartet wird. Wer nicht ganz so schnell unterwegs sein möchte, schließt sich Günther Lohmann zum Kerbspaziergang durch Bessungen an. Und mittendrin im Geschehen haben die Kleinen ihren Spaß beim Kinderfest, organisiert von Tini Badtke und ihrem Team. Reges Treiben herrscht natürlich auch auf dem gesamten Festplatz mit Buden, Karussells und Riesenrad. Nach dem Kerbe-Abend im Saal der Orangerie starten dann die TGBHandballer mit ihrer bestens besuchten Disco-Veranstaltung durch. Auch sonntags haben die Handballer alle Hände voll zu tun. Sie bedienen ihre Gäste während des Konzertkaffees mit Kaffee und Kuchen.
Feuerwerk und Trauerzug
Bevor das Jubiläums-Feuerwerk am Montagabend die Bessunger Jubiläums-Kerb 2013 offiziell Geschichte werden ließ, lud die BBL am Montag zum Frühschoppen mit zünftiger Musik, deftiger Begrüßungsrede von Charly und der erneuten Kerbrede von Ralf ein weiteres Mal in den Orangeriesaal ein.
Ein kurzer, weil verregneter, Trauerzug tags darauf setzte den Schlusspunkt unter die vier höchsten Feiertage in Bessungen. Mit dem alljährlichen Heringsessen im Gemeindehaus beginnen bereits die Vorbereitungen für die Bessunger Kerb 2014. (Fotos: Dirk Zengel und Hans-Wilhelm Schambach)
Bilder von der Bessunger Kerb finden Sie in unserer Chronik.
Historische Bessunger Straßennamen
(Foto: Ralf Hellriegel)
IM ZUGE DES ZUSAMMENSCHLUSSES der Gemeinde Bessungen mit der Stadt Darmstadt am 1. April 1888 mussten zahlreiche Straßen umbenannt werden, weil sie in beiden Gemeinden namensgleich bestanden haben. Noch bis ins Jahr 1954 wurden Straßen in Bessungen umbenannt. An insgesamt 22 Straßen im historischen Bessunger Stadtkern sind aus diesem Anlass nun Schilder angebracht worden, welche die alten Namen wieder aufleben lassen. Knapp 50 an der Bessunger Geschichte interessierte Bürgerinnen und Bürger nahmen am 5. September auf Einladung der Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe an einem mehr als zweistündigen Rundgang teil, bei dem von Roland Dotzert, Günther Lohmann und Udo Steinbeck die 22 historischen Straßennamen im Stadtteil vorgestellt und erläutert wurden. Die Schilder sind leicht zu erkennen an der Fraktur-Schrift und dem Jubiläums-Signet. Wer den Rundgang für sich selbst erschließen möchte, kann sich anhand der in verschiedenen Bessunger Läden und Gaststätten kostenlos erhältlichen Broschüre „Im Zug der Zeit“ ebenfalls auf Erkundungstour begeben. Die Schilder bleiben angebracht bis Mitte Oktober 2013. Wer Interesse am Erwerb solcher Schilder hat, kann dies der BBL-Geschäftsstelle mitteilen und ein Angebot abgeben.
Das „Schneegansplätzchen“, dessen Schild BBL-Chef Charly Landzettel bei obigem Gruppenbild in Händen hält, hatte diesen Namen offiziell eigentlich nie. Um den Namen dieses Plätzchens an der Südseite der Orangerie rankt sich die Anekdote um damals eventuell entstandene „Frauenfeindlichkeit“. Es wäre für die städtische Findungskommission für Straßennamen und -plätze überlegenswert, so fügt die BBL an, dieses Schild an besagtem Plätzchen zu belassen.
Tag der Vereine:
„Wir haben hier keine Laufkundschaft“
(Foto: Ralf Hellriegel)
ÜBER 100 DARMSTÄDTER VEREINE präsentierten sich und ihr ehrenamtliches Tun zum vierten Mal beim Tag der Vereine am 25. August im darmstadtium. Vor einer bunten Kulisse mit den verschiedensten Ständen tummelten sich über den gesamten Tag mehrere Hundert interessierte Besucher. „Der Tag der Vereine lebt nicht von Laufkundschaft“, so der darmstadtium-Geschäftsführer Lars Wöhler gegenüber dieser Zeitung. „Hier kommen Menschen her, die sich gezielt über das informieren möchten, was in Darmstadt an Vereinsvielfalt geboten wird“. Und wie wir erfahren konnten, sind die Planungen für die 5. Veranstaltung im übernächsten Jahr bereits schon wieder angelaufen.
Weinselig im Bessunger Jagdhof
(Foto: Ralf Hellriegel)
SEHR ZUM WOHLE. Auch ein paar Regentropfen können dem gestandenen Bessunger Freiluftfan wenig anhaben. Und so füllten am 18. August, trotz anfänglichen Regens, viele Kenner des erlesenen Tropfens den Jagdhof vor dem Kavaliershaus zu einem Weinfest. Bessunger Weinhändler trugen ebenso zum Gelingen dieses Tages bei wie das Rahmenprogramm mit Quetschkommodenmusik, Gesang und Lesungen. „United Colors of Bessungen“ verwöhnte die gut gelaunten Weinkenner unter freiem, sonnendurchfluteten Himmel dann noch bis in den späten Sommerabend hinein mit Jazzrhythmen.
Bilder vom Weinfest finden Sie in unserer Chronik.
Sommer, Sonne, Sonnenschein in „luftiger Höhe“
(Foto: Ralf Hellriegel)
BELAGERUNGSZUSTAND herrschte am 4. August auf der Ludwigshöhe. Die rast- und ruhelose Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe hatte wieder einmal zu einem Fest auf den Bessunger Hausberg eingeladen – einem Bierfest, um dem Kind einen Namen zu geben. Es hätte leicht auch „Sonnenscheinfest“ heißen können, denn der gelbe Planet gab alles an diesem Tag. Neben dem beliebten Gebräu aus dem Hause „Darmstädter“ gab es auch andere Köstlichkeiten. So hatten die Frauen der BBL und Bessunger Geschäftsleute viele leckere Kuchen gebacken und gespendet. Die Theke rund um den Turm war ebenso belagert wie der BBL-Infostand, an dem Siegbert und Ines Schreiner Festschriften zum 125-jährigen Zusammenschluss Bessungens mit Darmstadt kostenlos verteilten. Belagert, und zwar von den Kleinsten und Kleinen, war der Mitmachzirkus „Hallöchen“, der den „Kurzen“ Kondition, Talent und Balancekünste abverlangte. Die „Ludwigsklause“ erfreute sich ebenfalls großen Andrangs; nicht nur Speiseeis fand hier ob der sommerlichen Temperaturen reißenden Absatz. Menschenmassen strömten aus allen Richtungen nach oben, wer wollte, konnte sich Wanderführer Günther Lohmann anschließen. Das schöne Wetter gestattete einen grandiosen Rundumblick von der „schönsten Terrasse Darmstadts“ oder auch vom Ludwigsturm, der an diesem Tag kostenfrei bestiegen werden konnte. Wer nicht so hoch hinaus wollte, konnte der Jazzformation „Triorität“ lauschen. Last, but not least, belagerten die Helferinnen und Helfer der BBL den Oldtimer der Darmstädter Privatbrauerei: v.l.: Horst Uhrhan, Ellen Hellriegel, Achim Geiger, Charly Landzettel, Dieter Vogel, Karlheinz Salm, Heike Kopp, Heinrich Berthold, Monika Arnold, Ellen Uhrhan, Wolfgang Emmerich, Gerda Vogel, Dieter Schmidt.
Bilder vom Bierfest finden Sie in unserer Chronik.
125 Jahre Bessungen:
Bunte Baisers für den Stadtteil
Am Sonntag feiern Jung und Alt Jubiläum und
den herrlichen Sommer in ihrem Stadtteil
[Von Annette Wannemacher-Saal] Während des Jubiläumsjahrs „125 Jahre Bessungen-Darmstadt“ ist in dem Stadtteil allerhand los. Am Sonntag feierte Jung und Alt auf dem Forstmeisterplatz, im Prinz-Emil-Garten und im Jagdhof-Areal.
An der Straßenbahnhaltestelle „Orangerie“ sitzen Marianne und Walter Best. Sie warten auf die historische Straßenbahn der Heag, die zum Jubiläum der Bessunger am Sonntag zwischen Lichtenbergschule und Schloss pendelt. Marianne Best hat den Fotoapparat gezückt und will die ST 3 – Baujahr 1925 – mal von vorne fotografieren.
Das gelingt, und das Paar rattert dann gut gestimmt Richtung Innenstadt. Walter Best ist geborener Bessunger, die Eltern hatten dort eine Landwirtschaft. Sie leben in der Niedergass und schwärmen: „Bessungen ist wunderschön.“ Wenn sie abends auf dem Balkon sitzen und in den Prinz-Emil-Garten schauen, dann sei das wie im Paradies, sagen sie. Grün und ruhig.
Fröhliche Stimmen aus dem Park
Am Sonntag allerdings ist das ein bisschen anders. Die gepriesene Ruhe ist tagsüber unterbrochen von fröhlichen Kinderstimmen, die auf der Minigolf-Anlage kegeln, auf Bällen balancieren, Diabolo spielen oder im „Özil“-Trikot an Opas Hand über Balken laufen. Es gibt Kaffee und Kuchen, man sitzt unter Sonnenschirmen und feiert den Sommer.
Am Forstmeisterplatz hingegen spenden die Bäume Schatten, unter denen die Bessunger gegen 13 Uhr zu Mittag essen. Es gibt Steaks, passend zum Standort Forstmeisterweck und eine Knöbchesworscht, zu der Bernd Salm etwas erzählen kann. Die Hartwurst mit Knoblauch habe man nach einem überlieferten Rezept aus dem früheren Chaussee-Haus machen lassen, passend dazu wurden kleine Laibe aus Kornvorschussmehl und Kümmel gebacken. Doch schon wird der Chef wieder gebraucht. Ein neues, 32-Liter-Fass muss her. Das Bier fließt, in wenigen Minuten ist der Platz plötzlich rappelvoll und die Schlange am Bierstand lang. „Gerade so“, sagt Bernd Salm, „als hätte einer die Tür aufgemacht“.
Die Bessunger haben die Tische besetzt und freuen sich am Sonnenschein, der auch Brigitte Zypries aufs Rad und nach Bessungen lockt, wo sie schon beim gestern eröffneten Tennisturnier vorbeigeschaut hat. Ferien kann sie im Wahljahr keine machen, wohl aber für ihren Wettbewerb werben: Bürger sollen ein Zypries-Bild mit in Urlaub nehmen, ein Foto vor Ort machen und es der SPD-Bundestagsabgeordneten schicken. „Das Schönste bekommt dann einen Preis.“
Politik aber spielt am Sonntag sonst keine Rolle, höchstens ein bisschen auf dem Areal am Jagdhof selbst, wo an den Beginn der Französischen Revolution 1789 erinnert wird. Wie in Aixen-Provence sieht es aus auf dem von Platanen gesäumten Platz, den Marianne und Klaus vom Restaurant „Belleville“ mit Freunden und Stammgästen in eine französische Idylle verwandelt haben.
Blaue, weiße und rote Fähnchen flattern über den Tischen, auf denen sich die Trikolore ebenfalls wiederfindet. Serviert werden Macarons, ein Baisergebäck, später gibt es französische Spezialitäten wie Quiche, Rillettes oder Zwiebel-Confit. Gratis dazu Französisch-Kurs bei Marianne: „Oh, non!“, „mais vite!“, „cest bien comme ca!“ ruft sie laut. Selbstverständlich dominiert ihre Muttersprache, schließlich wird der französische Nationalfeiertag zelebriert.
Seit sie das Restaurant an dem Platz betreibe, habe sie weniger Heimweh, sagt die reizende Französin. Sie betont, man feiere mit dem Sturm auf die Bastille „das Zusammenkommen des Volks in Paris“, so Marianne. „Und wir wollen, dass auch hier die Leute zusammenkommen.“
Besuch auch aus dem Watzeviertel
Auch Bruder „Kamel“ ist aus Frankreich angereist und macht Musik mit den „Moneymakers“, es folgt „Ratatouille à l'Orange“ mit der Chefin selbst. Doch zurück nach Bessungen, das auch Gäste aus dem Martinsviertel schätzen, wie ein Quartett betont. Zwar werde man in der einen oder anderen Wein-Kneipe als „feindlicher Ausländer“ betrachtet, das aber halte einen echten Watzeviertler nicht vom Besuch bei „Wein Gies“ oder „Schlamp“ ab. Inzwischen ist die Straßenbahn erneut durch Bessungen gerattert, die Passagiere sind begeistert von der Handarbeit, mit der Gerd den Wagen steuert. Oder davon, wie Fritz ohne Mikrofon laut „Nächster Halt, Schloss!“, ruft und Holger die Klingel zieht, wenn es weitergehen kann.
Mit knapp zehn Mann ist die „Arbeitsgemeinschaft Historische Heag-Fahrzeuge“ vertreten, um die Gäste mit Information zu versorgen, Weichen zu stellen und fachzusimpeln. „Wie in Lissabon“, ruft eine Mitfahrerin, die mit Tochter Annika durch die Bessungen Sträßchen fährt. Na, wenn das kein schönes Kompliment zum Bessunger Jubiläum ist.
Mit Kind, Hund und Rucksack
durch Feld, Wald und Flur
(Foto: Ralf Hellriegel)
GLEICH VIER STARTSCHÜSSE gab es am vergangenen Samstag (15.), nachdem Oberbürgermeister Jochen Partsch (Bild) zusammen mit Forstamtsleiter Hartmut Müller die knapp 700 Wanderfreunde bei strahlendem Sonnenschein auf der Oberförsterwiese zum städtischen Grenzgang begrüßte. Dass die Jagdhornbläser des Jagdklubs Darmstadt nicht nur ihre Hörner erklingen lassen können, bewiesen sie mit den überraschenden Donnerschlägen, die eigentlich zu Ehren des Jubiläums „125 Jahre Bessungen zu Darmstadt“ gezündet wurden. Von diesem Schreck erholt, begaben sich die Grenzgänger über verschlungene Pfade Richtung Dachs- und Dommerberg und weiter auf der Alten Bogenschneise vorbei am Melitabrünnchen auf den Prinzenberg und von dort aus zur Schlussrast auf die Ludwigshöhe, wo die Wanderer mit einem deftigen Eintopf aus der Feldküche des Deutschen Roten Kreuzes, knackigen Äpfeln von der Entega und einem gut gekühlten Bier der Darmstädter Privatbrauerei – kredenzt von der Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe – empfangen wurden. Und wie immer beim städtischen Grenzgang, standen auch in diesem Jahr die Darmstädter Partnerstädte mit ihren Ständen und den heimatlichen Leckereien im Wald Spalier.
Auf der Ludwigshöhe genossen die Grenzgänger dann noch für Stunden die herrliche Aussicht über die Stadt von der Terrasse oder vom Ludwigsturm sowie das Rahmenprogramm mit Tanzvorführungen einer Hip-Hop-Gruppe der Wilhelm-Leuschner-Schule und den Klängen des Swing-Sound Orchesters Darmstadt. Eine gelungene Veranstaltung in Darmstadt mit partnerschaftlicher Verbundenheit weit über die Grenzen Darmstadts hinaus.
Bilder vom Grenzgang finden Sie in unserer Chronik.
Sparkasse Darmstadt
verleiht Ludwig-Metzger-Preis
(Foto: Ralf Hellriegel)
DARMSTADT (hf). Die Sparkasse Darmstadt hat den Ludwig-Metzger-Preis an drei Preisträger und 15 Anerkennungspreisträger verliehen und damit deren vorbildliches Engagement in der Region gewürdigt. Insgesamt 75 Tausend Euro wurden an Vereine, Institutionen und weitere Organisationen vergeben. Das Kunden-Center der Sparkasse Darmstadt am Luisenplatz war mit fast 300 geladenen Gästen voll besetzt. Landrat Klaus Peter Schellhaas, Oberbürgermeister Jochen Partsch und Georg Sellner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, verliehen die drei Hauptpreise an die Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe e.V., Elterninitiative Griesheimer Kinder e.V. und den Konzertchor Darmstadt e.V.
Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe e.V.
Die Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe e.V. legt ihr Hauptaugenmerk neben der Denkmal- und Landschaftspflege des Stadtteils Bessungen auf den Erhalt des beliebten Ausflugsziels Ludwigshöhe. Zudem veranstaltet der Verein im Stadtteil Bessungen mindestens sieben Mal im Jahr kostenfreie Führungen für interessierte Bürger durch den Stadtteil, auf denen viel Wissenswertes zur Geschichte Bessungens erzählt wird. Besonders hervorzuheben sind die Renovierungsarbeiten auf der Ludwigshöhe.
Elterninitiative Griesheimer Kinder e.V.
Die Elterninitiative Griesheimer Kinder e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle zu unterstützen, die mit Kindern und Jugendlichen leben oder arbeiten. In Gruppen und Kursen wird Kindern unterschiedlicher Altersstufen die Möglichkeit gegeben, Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen. Momentan unterhält der Verein sechs betreute Kindergruppen für zwei- bis dreijährige Kinder sowie Krabbelgruppen für Kleinkinder und deren Eltern. Auch werden Kinderkurse für Singen, Tanzen, Yoga, Basteln und Malen angeboten. Besonders hervorzuheben ist die Einrichtung des „Sorgentelefons“, welches von einer Diplom-Sozialberaterin betreut wird und bei allen Fragen rund um die Themen Familie, Kindergarten oder Schule Hilfestellungen gibt.
Konzertchor Darmstadt e.V.
Neben Konzerten in vielen bekannten europäischen Konzertsälen, Festivals und weltweiten Tourneen (unter anderem in den USA, Israel und Japan), ist der Konzertchor mit vielen Veranstaltungen in Darmstadt präsent. Im Laufe seines 36-jährigen Bestehens erhielt er bereits viele bedeutende Preise und Auszeichnungen. Er veranstaltete von 1993 bis 2000 die Sommerspiele im Jagdschloss Kranichstein und gründete im folgenden Jahr 2001 die „Darmstädter Residenzfestspiele“.
Weitere 15 Preise wurden vergeben an den Allgemeinen Sportclub Darmstadt, den Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen, Die Villa – Verein für innovative Jugendhilfe, den Förderverein Darmstadt Diamonds, den Förderverein Kranichstein, den Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt, den Förderverein Ringen in Seeheim, den Förderverein Schloss Braunshardt, die Kunstfabrik, den Museumsverein Alsbach-Hähnlein, den Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmstadt, den TV Jugenheim 1888, den Verein für Interkulturelle Arbeit und Sprachförderung Deutsch, den Verein zur Förderung der Tumortherapie mit schweren Ionen und an den Verein zur Förderung für Menschen mit Behinderung.
Der Bewerbungsschluss für den nächsten Ludwig-Metzger-Preis ist am 30. Dezember 2013.
Seit 125 Jahren vereinigt
125 Jahre Bessungen zu Darmstadt:
Vier Millionen Mark an Mitgift für die Stadt
(Foto: Dirk Zengel)
125 Jahre ist es her, dass der Anschluss Bessungens an Darmstadt offiziell besiegelt wurde. Aus diesem Anlass feierte man in festlichem Rahmen am 19. April im Orangeriegebäude die Akademische Feier.
BESSUNGEN (mow). „Am 18. April 1888 war das soweit, was sich jahrhundertelang angekündigt hat“, sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch am 19. April in der Orangerie bei der Akademischen Feier zur Vereinigung Bessungens mit Darmstadt vor 125 Jahren.
Mit dem Anschluss Bessungens an Darmstadt sei es mit dem Stadtteil aufwärts gegangen, sagte der OB mit einem leichten Augenzwinkern. Der neue Stadtteil sei an die Strom-, Gas- und Wasserver- und entsorgung angeschlossen worden, erinnerte er an damalige Zustände. „Und das klamme Darmstadt konnte mit der Bessunger Kasse seine Schulden bezahlen“, so Partsch wieter. „Schade, dass wird das nicht heute wiederholen können.“
Mit Bessungen gewann das damals rund 45 000 Einwohner große Darmstadt rund 8000 Bürger dazu; zudem die Gemarkung vom Bessunger Forsthaus bei Roßdorf über die Heimstättensiedlung bis kurz vor Griesheim und von der Heinrichstraße bis zur Ludwigshöhe.
In Bessungen gebe es bedeutende Einrichtungen, sagte der OB und zählte beispielsweise das Nachbarschaftsheim, die Akademie für Tonkunst, das Jazzinstitut oder das soziokulturelle Zentrum Bessunger Knabenschule auf. Auch das Böllenfalltorstadion gehöre zu Bessungen, erinnerte Jochen Partsch. „Da gäbe es auch einiges zu sagen, aber wir haben ja eine Feierstunde“, scherzte er. Mit seinen 13.000 Einwohnern gebe es 13.000 Gründe, den Stadtteil zu schätzen.
Erich „Charly“ Landzettel von der Bürgeraktion Bessungen-Ludwigshöhe e.V. hatte in seiner launigen Rede so seine Zweifel am damaligen Zusammenschluss und zog dafür ein angebliches Zitat des Kaisers Wilhelm I. hervor. Bevor die Bessunger Darmstädter werden, wolle er lieber sterben, habe dieser gesagt, so Landzettel. „Und das hat er 1888 gemacht.“ Wilhem I. war am 9. März gestorben. Die Ursprünge Bessungens sah Charly Landzettel jedenfalls noch vor den Römern. „Ich vermute, dass die Gründung Bessungens das Erstlingswerk unseres Schöpfers war.“ Wie es vor 125 Jahren kurz vor der Eingemeindung in Bessungen zugegangen sein könnte, zeigte die Hessische Spielgemeinschaft in einem Einakter, der eine damalige Stammtischrunde darstellte.
„Die Darmstädter haben schon immer gern Lapping gefresse“, schimpfte einer, während ein anderer lobte, dass dann die Straßen „glatt gepflastert“ würden. Der Anschluss ans Wassernetz war für manchen in damaliger Zeit kein Grund: „Als ob unsereiner Wasser trinken tät.“ Stadtarchivar Peter Engels wies darauf hin, dass im Mittelalter die Orte Arheilgen, Groß-Gerau und Bessungen wichtiger waren als Darmstadt. Das änderte sich, „weil sich die Grafen von Katzenelnbogen in den Kopf gesetzt hatten, hier jagen zu wollen“. Mitte des 13. Jahrhunderts bauten sie beim eher dörflichen Darmstadt eine Wasserburg. Die Nähe zur wachsenden Residenzstadt Darmstadt habe Bessungen Ärger und Vorteile gebracht, schilderte Engels. „Darmstädter wurden beim Holzklauen in Bessungen erwischt“, erinnerte er, „wirtschaftlich gesehen profitierte Bessungen von Darmstadt aber besser als andere.“ So konnte Bessungen Holz und Wein in die Residenzstadt verkaufen.
„Die Parforcejagd der Landgrafen brachte den Bessungern mehr Leid als Freud“, sagte Peter Engels, allerdings verdanke Bessungen dem Jagdlandgrafen Ludwig VIII. auch die Orangerie und deren barocken Garten.
Bessungen und Darmstadt seien mit wachsender Bevölkerung immer mehr zusammengewachsen, bemerkte der Historiker. Bei der Vereinigung gab es Unterschiede zu regeln wie den Schlachthofzwang in Darmstadt, während in Bessungen noch Hausschlachtungen erlaubt waren. Bessunger, die in Darmstadt arbeiteten, waren fuür einen Zusammenschluss, Geschäftsleute sahen die höheren Gewerbesteuern kritisch.
Archivar Engels bestätigte, dass Darmstadt damals 3,5 Millionen Mark Schulden hatte und Bessungen vier Millionen in der Kasse. „Der Bessunger Gemeinderat hatte mit seiner Sparpolitik einen modernen Ausbau unterbunden.“ Jenseits der Heinrichstraße sei man nachts quasi in ein schwarzes Loch gefallen, beschrieb Peter Engels die funzelige Bessunger Straßenbeleuchtung. Mit dem Zusammenschluss habe Bessungen tatsächlich die moderne Infrastruktur bekommen.
Für den feierlichen musikalischen Teil sorgte ein Ensemble des Bessunger Kammerorchesters mit seinem Dirigenten Jörg Mangelsdorf sowie der Polizeichor Darmstadt, zusammen mit dem Chor 2000 unter der Leitung von Heinz Röhrig.
Johann-Dietrich Wörner, ehemaliger TU-Präsident und jetzt Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, warf, per Beamer, einen lockeren und äußerst witzigen Blick von oben und außen auf Bessungen, dessen Nachhaltigkeit ihm in der kommenden Kerwerede einige Verse gewiss sein werden, so jedenfalls versprachs Kerwevadder Ralf Hellriegel, der zusammen mit Charly Landzettel durch das Festprogramm führte. Beispielweise gibt es noch ein Relikt des „Darmstädter Tagblatts“ in Bessungen: Das Fernrohr auf der Ludwigshöhe war von der 1986 eingestellten Zeitung gestiftet worden. Wörner hatte wegen der Straßennamen Weinbergstraße und Steinackerstraße nach Weinbergen gesucht und gefunden: Im Polizeipräsidium befindet sich im Garten ein kleiner Wingert. Rätsel entdeckte er auch. So steht am oben offenen Orangerietor eine Warnung, dass die maximale Durchfahrtshöhe 2,70 Meter sei. „Warum?“ Jedenfalls sei Bessungen gleich weit weg von Berlin, der Nordsee, Salzburg und Paris. Klare Sache für Wörner: „Wir sind der Nabel der Welt.“
Bilder von der Feier in der Orangerie finden Sie in unserer Chronik.